3 Chemo – 3. Tag

Gestern ging’s mir bescheiden, Wasser schmeckt noch immer nach Säure und im Mundraum ist wieder ein leichter weißer Belag zu sehen. Dafür kann ich die Düsseldorf Lösung nutzen, aber geschmacklich wird’s dann noch ekliger. Mein ganzer Verdauungstrakt ist angegriffen, es wirkt als ob es von Chemotherapie zu Chemotherapie länger dauert bis sich der Körper von dem Gift erholt.
Witzig finde ich die Tatsache, das ich eigentlich keine Haare mehr haben dürfte. Bei mir hat der Rapunzel-Effekt zum Ende der ersten Chemo angefangen, aber dann mittendrin  aufgehört. Dafür wachsen die Haare jetzt wieder – sogar am Rücken bildet sich ein Haarkleid 🙂

Mein Mann nennt mich jetzt mein kleiner gerupfter Geier 😉


Auch auf der Haut spürt man starke Veränderungen, sie zeigt sich trocken, faltig und sehr sonnenanfällig. 2 Minuten draußen und sofort hatte ich einen Art Sonnenbrand, wobei ich dafür das Cortison im Verdacht habe.

Die Chemotherapie hat mich mit Vorwarnung vom Arzt gleich in die Wechseljahren katalpultiert, man konnte schon bei der ersten Dosis merken, wie sich die Eierstöcke verabschieden. Daher sollten sich jüngere Frauen vom Arzt beraten lassen, falls noch ein Kinderwunsch offen ist. Es gibt dann die Möglichkeit von der Eizellenentnahme. In meinem Fall ist das kein Thema mehr. Mein Sohn ist 20 und ich bin darüber sehr froh. Als Mutter macht man sich ja immer Gedanken, aber nicht immer ist Krebs 100% bereit auch wegzubleiben, daher hatte ich auch schon früh mit dem Testament für meine Lieben begonnen. Unabhängig vom Krebs werden wir manchmal früher in eine neue Aufgabe gerufen als uns lieb ist, dann sollten bestimmte Sachen einfach geklärt sein.

Ich freue mich jetzt auf ein Ei und ein Stück Wassermelone, bevor ich mir im Krankenhaus meine Neulaster-Spritze zum Aufbau von weißen Blutkörperchen hole. Die gleich wieder für die nächsten Schmerzen in der Hüfte sorgen wird. Dagegen hilft mir dann aber Schmerzmittel oder Bettruhe.

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