Was geht mich der Rücken an, der is doch hinter mir..

Zur Chemo am 15.12. hatte ich diesmal keine Cortison Tabletten eingeworfen, somit konnte ich mir den komischen Geschmack und das Mondgesicht (heiß&rot&angeschwollen) am Abend vor der Chemo sparen.

Um 11:00 Uhr war ich im UCT und es gab vorab wieder einen schönen Mix aus Fenistil, Cortison und was die da noch alles einlaufen lassen. Ziel soll sein, dass einem nicht schlecht, schwindelig wird oder sogar auf die Eibe reagiert.

Ich lese die Beipackzettel und Nebenwirkungen nicht mehr, weil ich mir sonst alle Nebenwirkungen einbilde und spüre meinen Körper viel zu intensiv. Aber 2 Nebenwirkungen kann ich mir nicht schön reden, die Erste ist die Übelkeit am 2 Tag nach der Chemo und die zweite sind die Gliederschmerzen.

Um 4 Uhr morgens war die Nacht vorbei. Seit Ihr schon mal auf den Rücken gefallen oder hat euch ein Fußball mit voller Wucht erwischt. So das euch der Atem wegbleibt und ihr denkt es bewegt die Wirbelsäule wo anders hin. Großflächiger und dumpfer Schmerz nenne ich das jetzt mal liebevoll.

Nicht vergleichbar mit einem Hexenschuss, der ist kurz und man kann sofort deuten wo es gezwickt hat und ebbt dann nach, mit der passenden Schonhaltung wird’s dann auch schlimmer :).

Aber kein Schlaf und Schmerzen gehen extrem an die Substanz, ich hatte heute Morgen das Gefühl ich bin 100 Jahre alt und konnte nur an die Krankenschwester denken, die mir sagte: „Wer ruht, der rostet!“.

Also habe ich mir meinen Rucksack, Schal und Fahrrad geschnappt und bin heute mit dem Rad in Sachsenhausen einkaufen gewesen. Diesmal bin ich auch ohne Fahrradunfall wieder Zuhause angekommen. Wer jetzt denkt, Bewegung ist gut, hat Recht, aber es ändert leider nichts an dem körperlichen Zustand. Mir ist noch immer übel, ich habe noch immer Schmerzen im Rücken und bin hundemüde.

Das sind dann die Momente wo ich mir sage: „leck mich am Arsch in die Fresse, ich habe auf die Scheiße kein Bock mehr!“. Das muss dann mal raus und dann geht’s weiter. So!

 

Schmerzliche Erfahrungen der OP’s

Am 20. Juni 2016 hatte ich meine Ultraschalluntersuchung bei meiner Frauenärztin.

Am 1. Juli 2016 hatte ich einen Termin in der Uni-Klinik Frankfurt durch meine Frauenärztin erhalten.  Im Fachbereich der Frauenklinik erfolgte eine erneute Ultraschalluntersuchung und im Anschluss wurde auch gleich eine Biopsie durchgeführt.

In der Uni-Klinik ist fast alles unter einem Dach und jeden Dienstag findet eine Ärztekonferenz in den jeweiligen Fachgebieten statt. Das gibt einem immer einen festen zeitlichen Rahmen für seine Ergebnisse und weitere Behandlungsschritte.  So wurde mir am Mittwoch den 6. Juli 2016 das Ergebnis von der Biopsie mitgeteilt und gleich ein OP Termin vereinbart.

Am 15. Juli 2016 hatte ich meinen ersten Termin. Ich wurde 6 Stunden lang operiert und wie immer bei Chemie, reagierte ich auch auf die Narkose. Ich habe mich von 16:00 Uhr bis 23:00 Uhr ständig übergeben.  Die Schwestern hatten Vomex und andere Medikamente ausprobiert, leider alle ohne großen Erfolg. Die Nachtschwester hatte mit der Gabe von MCP in den Tropf aber einen Glückgriff und ich konnte die restliche Nacht etwas schlafen.

Am 19. Juli 2016 durfte ich die Klinik schon wieder verlassen. Bei der Operation wurden 200 Gramm Gewebe entnommen und eine brusterhaltende Operation durchgeführt. Mich begleitete eine Flasche in dem das Wundsekret aufgefangen wurde und alle 2 Tage musste ich in der Brustklinik anrufen und den Füllstand mitteilen.  Die Flasche war über einen Schlauch mit der Operationswunde verbunden.

Am 25. Juli 2016 wurde mir die Flasche entfernt, da sich hier der Füllstand unter 25 ml pro Tag eingependelt hatte.

Am 27. Juli 2016 war Befundbesprechung von der Gewebeentnahme der ersten Operation. Bei diesem Termin wurde mir dabei empfohlen, dass wir ein Genom von meinem Krebs in Amerika anfertigen lassen sollen. Somit wird die genaue Behandlungsmethode bestimmt und man kann schon an den Zellen vom Krebs testen welche Chemikalien/Gifte eine hohe Erfolgschance haben. Dieser Spaß kostet einen nur etwa 4000 Euro und gehört nicht in den Leistungskatalog der Krankenkasse. Aber die Uniklinik arbeitet mit einem Anwalt zusammen und man klagt auf Leistungsübernahme und in meinem Fall wurde Betrag von der Krankenkasse übernommen.

Am 1. August 2016 wurde noch eine OP an der Brust durchgeführt, da bei der ersten OP nicht das ganze Krebsunterwanderte Gewebe entnommen wurde.

Am 17. August 2016 hatte ich die Befundbesprechung zu dem Genom Test, der für mich in Amerika angefertigt worden war. Dabei wurde mir eine Chemotherapie und anschließender Strahlenbehandlung empfohlen.

Am 29. August 2016 hatte ich einen OP Termin zur Port Legung. Das war die schlimmste von den 3 Operationen. Man liegt wach auf dem OP Tisch und nimmt alles war und lässt sich behandeln ohne seinem Fluchtinstinkt folgen zu können. Da wird einem erst klar wie stark man seine Ängste kontrollieren kann. Aber es gab auch einen Vorteil von der Operationsmethode, ich musste mich nicht übergeben :). Ich konnte zwar meinen Arm einen Monat nicht bzw. nur extrem eingeschränkt bewegen und hatte wegen der damit einhergehenden Verspannung anschließend fast eine Woche lang Kopfschmerzen, aber was tut man nicht alles für einen guten Zugang zum Herzen.

Wie alles begann

Im März 2015 war ich wegen eine ertasteten Veränderung in der Brust beim Frauenarzt. Ich wurde untersucht und mit der Aussage „verändertes Drüsengewebe“ zur Zahlung von 60 Euro aufgefordert. Mit einem unguten Gefühl ging ich nach Hause und registrierte dann und wann weiterhin diese Verhärtung.

Im April 2016 fing die Verhärtung an zu schmerzen. Dazu gesellten sich auch noch andere Symptome, die mir aber erst im Nachhinein als Krebsmerkmale genannt worden sind.

Dazu zählt Gewichtsverlust, nächtliches Schwitzen, veränderter Geschmacks und Geruchssinn.

Jetzt werden alle Fragen, warum bist Du nicht wieder zum Arzt gegangen?

Hatte ich vor, Termin war schon vereinbart, aber ich hatte dann abgesagt, weil ich A nicht wieder 60 Euro bezahlten wollte und B davon ausging, dass ich wieder dieselbe Diagnose wie im März 2015 hören würde. Wenn man heute nicht mit dem Kopf unterm Arm zum Arzt geht, wird man doch immer als Simulant hingestellt. Deshalb gibt es auch so Witze wie: „Herr Doktor, Herr Doktor der Simulant von Zimmer 212 ist gestorben!“

2 Monate drauf war ich dann aber doch beim Arzt, die Veränderung wurde größer und die Brust hatte sich vom Aussehen (in Form und Haut) verändert. Und es kam wie ich es mir gedacht hatte, die Ärztin öffnete die Tür zum Behandlungszimmer und das erste was Sie sagte war: „Diese Untersuchung müssen Sie aber selber bezahlen!“. Das war erschreckend, genau so hatte ich mir das Begrüßungsgespräch mit Ihr vorgestellt.

Als Sie den Knoten dann aber beschallte, wurde schnell klar, dass es sich um eine eigene (Lebensform) handelte. Ich versuche mal zu beschreiben, was wir sahen. Es war wie ein Krake, der an der rechten Seite zum Herzen eine etwas dickere Verbindung hatte. In dieser Vene war ein roter pulsierender (Herzschlag) zu sehen. Ich musste unweigerlich an die ersten Ultraschallbilder von meinem Sohn denken und statt Angst vor der Untersuchung zu haben, war ich erschreckend ruhig. Meine Neugier war gepackt und ich wollte  sehen und verstehen, was wir da sahen.

kraki
Gedächniszeichnung von „Kraki“

Die Ärztin wurde während der Untersuchung zunehmend ernster und das verriet mir, dass es wohl jetzt keine verändertes Drüsengewebe im harmlosen Sinn mehr war und ich wohl mit Krebs rechnen musste.

Obwohl ich bei der Frauenärztin anfänglich nicht richtig ernstgenommen wurde, bin ich im Nachhinein bei Ihr in Behandlung geblieben, weil Sie mich jetzt ernst nimmt, zuvorkommend ist und meiner Meinung nach Ihren vermeintlichen Fehler eingesehen hat. Mit dem vermeintlichen Fehler meine ich, dass die Ärztin eine bessere bzw. genauere Vorsorgeuntersuchung hätte durchführen und somit besser auf die auf die Ängste der Patienten eingehen müssen. Ein verändertes Drüsengewebe ist eben nicht immer einfach ein verändertes Drüsengewebe.

Hätte ich nicht auf dem Ultraschall bestanden, wäre der Krebs wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig entdeckt worden.

Wieso muss der Patient bei einem Verdachtsmoment überhaupt eine Ultraschalluntersuchung aus der eigenen Tasche bezahlen?
Übrigens wäre mein Krebs bei einer Mammografie nicht erkannt worden, weil dieser an einer Stelle der „Brustplatte“ war, an denen die Mammografie nicht durchgeführt wird bzw. durchgeführt werden kann. Somit ist die Ultraschalluntersuchung meiner Meinung nach auf jeden Fall zumindest zusätzlich einzusetzen, jedoch auf jeden Fall im Verdachtsfall. Ein Abtasten der Brust ist vielleicht ein erster Indikator,  jedoch kann man da nicht feststellen ob es Drüsengewebe, verhärtet oder verändert, oder ob es sich um Krebs oder Vorstufen davon handelt. Sieht man dann in einer Ultraschalluntersuchung etwas auffälliges, muss eine Biopsie erfolgen.

Die oben genannten Aussagen bilden nur meine eigene laienhafte Meinung ab. Ich weiß, dass die Biopsie auch Risiken in sich birgt. Aber auf keinen Fall kann nach einem Abtasten eines Knotens in der Brust das einfach als verändertes Drüsengewebe abgetan werden und sollte immer genauer untersucht werden, von mir aus dann statt jährlich, halbjährlich. Hier sind auch die Krankenkassen gefordert, schließlich kann so eine Menge Geld für eine intensive Krebsbehandlung gespart werden, wenn Krebs im frühestmöglichen Stadium ausgeschlossen oder gar behandelt werden kann.