OP Tag

Um 7:00 Uhr kam die Visite, ich hatte um 11:00 Uhr meine Verabredung im OP Saal und ich wurde nach Haaren auf dem Rücken gefragt und ich musste innerlich kurz lachen. Durch die Chemo hatte ich fast nirgends mehr Haare, daher sagte: „ja wie ein Bär!“ Man schaute mich mit offenem Mund an und jetzt musste ich sogar schmunzeln, die Schwester die mit bei der Visite dabei stand, kam ums Bett und zog mir das T-Shirt hoch. „nichts her Doktor!“ er schenkte mir ein lächeln und er fuhr mit seiner Visite weiter fort.

Die Schwester kam im Anschluss zu mir und brachte mir mein OP Hemd und legte mir das Duschen ans Herz, da ich nach der OP für bestimmt 3 Tage nicht duschen durfte. Ich tat wie gewünscht und wartete auf meinen Abholdienst zum Vorbereitungsraum der OP, der sich für 10:00 Uhr angemeldet hatte.

im Vorbereitungsraum gab man mir eine Tablette und meinte, dass man mich jetzt für die OP vorbereitet. „können Sie aus eigener Kraft aus ihrem Bett auf den OP Wagen umsteigen?“ „ja“ sagte ich und dann ging alles ganz schnell, ich hatte noch kurz das Gefühl, das mir kalt war ich Hunger hätte und auf die Pipibox musste, aber das war alles nicht mehr von Belang. Eine flauschige mintgrüne Decke wurde über mich gelegt, ein Tropf an meine Braunüle angeschlossen, etwas eingespritzt und ich merkte noch wie man meinen Namen rief und noch einmal aber ich konnte schon nicht mehr antworten….

Als ich wieder zu mir kam, war ich wieder in dem Vorbereitungsraum, diesmal wurde ich in mein Bett zurück verladen und ich spürte nichts, meine Augenlieder waren viel zu schwer. Ich viel wieder in einen traumlosen Schlaf aber die Kuscheldecke hielt ich fest im Arm.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es draußen dunkel, ich lag in einem großen lichtgedämpften Raum. Ein Hupen dran an mein Ohr und kurz später stand eine junge Krankenschwester an mein Bett und stellte sich kurz vor. Durch Sie wusste ich jetzt, dass ich auf der Intensivstation lag. Sie deutete auf die 2 Knöpfe die vor meiner Brust pendelnden hin, mit dem einen Knopf können Sie nach mir rufen und der 2 bedient Ihre Medikation. Wenn Sie Schmerzen bekommen, können Sie auf den Knopf drücken. Ich wollte mir im benommen Zustand die Schläuche vor meinen Gesicht wegwischen, aber sie hielt meine Hand sachte ab. Das ist Sauerstoff, den brauchen Sie für heute Nacht. Ich nahm noch etwas von dem angeboten Getränk aus dem Schnabelbecher, der wie ich dann rausschmeckte mit Fencheltee gefüllt war und drückte dann auf den Button der für die Schmerzinfusion sein sollte. Einen Wimpernschlag später war Sie und der ganze Raum weg.

Wieder holte mich das Hupen, das von hinter mir aus dem Raum zu kommen schien ins hier und jetzt zurück. Sie kam angeschwebt und ich dachte noch, irgendjemand ist kurz vor dem Game Over, als Sie antworte das sind Ihre Herztöne, der Puls ist etwas hoch, aber sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich hatte die Aussage wohl laut gedacht und war fast schon entsetzt, dass ich so unkontrolliert solche Äußerungen von mir gebe. Aber da es mich betraf hatte ich damit jetzt kein Problem, da ich ja niemand anderes damit zu nahe getreten bin.

Immer wieder drangen Schmerzen vom Rücken durch meine Betäubung, der eine Schmerz lässt sich am besten wie ein Heißes scharfes Schwert beschreiben. Ich wollte die Position ändern, aber nichts ging. Ich war nass geschwitzt, unfähig mich zu bewegen und  wollte gerade nach der Schwester klingeln, als ich den falschen Knopf betätigte, der Raum drehte sich kurz und ich wusste ich hatte mir selber die Lichter ausgeschossen. Was immer ich mir da selber über die Halsvene (Kurz: ZVK / Zentraler Venen Katheter / Valium) einspritze, es war genial.

Ich durfte mit Hilfe der Schwester dann im Laufe der Nacht das OP Hemd wechseln, bekam eine trockene Unterlage und wurde mit Hilfe der Schwerkraft (Bett am Kopfende nach unten, Beinteil nach oben) wieder in die richtige Position gezogen, bekam noch etwas Tee, eine Nasensalbe und eine Menge Medikamente, in den Tropf, darunter war Vomex, MCP, Antibiotikum, Notalgien und bestimmt noch andere Sachen.

Danke Herr Röntgen

Am nächsten Tag kam wie angekündigt der Aufruf zum Röntgen und so wurde ein CT und ein MRT von meiner Wirbelsäule gemacht und nach dem Mittagessen gesellte sich ein Arzt zu mir an den Tisch, es stellt sich heraus, das er morgen um 11:00 Uhr meine Operation durchführen würde. „Bitte passen Sie auf mich auf, ich werde noch gebraucht“ gab ich zum Abschluss des Gespräches noch mit an und betonte erneut, das ich wirklich Angst vor der OP habe.

Wir besprachen die einfache Variante, Versteifung und Überbrückung von 2 Wirbeln auf die Länge von 6 Wirbeln. Einsetzen eines Knochenkörbchens in das Loch, wo vorher 2 Wirbel und eine Bandscheibe saßen.

Oder Variante 2 und das könnte erst sehen, wenn ich offen bin. Die Entnahme der 2 Wirbel und ersetzen durch 2 Prothesen Wirbel, dafür müsste er mich dann aber auch von vorne (Brustkorb) öffnen, gepaart von der Versteifung über 6 Wirbel mit der Titanschiene.

Mögliche Aufenthaltsdauer bei gutem Ausgang von 12 Tagen oder dann halt länger…

Auf Station 8

Ich wurde von dem Herren abgeholt, der vorhin auch schon die Dame abgeholt hatte und das bekannte Gesicht nahm mir etwas die Unruhe. In Gedanken versunken, folgte ich dem Servicepersonal auf Station 8. Wir liefen hier und da durch Gänge und fuhren mit einem Fahrstuhl in die 2 Etage des Gebäudeteils. Ich kam mir vor wie in einem Labyrinth, alles wurde nachträglich zusammengebaut und ich fragte mich, ob ich alleine den Ausgang finden könnte.

Eine Schwester wartete schon am Aufzug auf uns und sie bedankte sich bei dem Herren und übernahm mich. Ich wurde in ein 3er Zimmer geführt in dem bereits 2 Damen zu Abend aßen. Auf Fragen hin, bekam ich auch ein Abendessen und die Damen und ich waren kurz später im Gespräch.

Die eine Dame war bereits Dauergast, mit 5 Wochen Aufenthalt in der Klinik gehörte Sie praktisch zum Inventar. Sie hatte eine Versteifung der Wirbelkörper, gepaart von einer schlechten Wundheilung und auch wie ich Bakterien in der Wirbelsäule gehabt.

Die zweite Dame hatte Osteoporose und viel Schmerzen, man hatte ihr Beton in die durchlöcherten Wirbelkörper gespritzt und sie durfte wohl in 3 Tagen die Klinik verlassen.

Nach dem Essen bekam ich meinen Medikamenten Schieber und noch eine Schmerzinfusion.

Der Tag war sehr ereignisreich und ich dämmerte in einem unruhigen Schlaf mit regelmäßigen Hitzewallungen einige Stunden, aber ich hatte eine innerliche Ruhe.

In der begehrten Knochenanstalt

Da saß ich nun und warte auf mehr Informationen und wusste doch eigentlich gar nicht was ich hier sollte oder was man mit mir vorhatte. Eine Tür ging auf und eine ältere Frau im Bett wurde in den Wartebereich geschoben. Sie hatte Schmerzen und weinte, ich stand auf und sagte „Guten Abend, kann ich Ihnen helfen oder soll ich jemanden rufen?“ Sie schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht unhöflich sein und trat mit einigem Abstand an ihr Bett und somit in Ihren Sichtkreis. Wer möchte schon, in so einem Moment in seinem privaten Schutzbereich gestört werden. Und wir kamen ins Gespräch, ich war so nervös und ich hatte Angst, diese ganze Umgebung war so befremdlich und wirkte menschenleer. Ich versuchte etwas mehr über mein Umfeld und die Menschen hier herauszufinden und hoffte das ich durch das Gespräch die Dame etwas beruhigen konnte. Kurz später kam ein Pfleger und holte sie vom Flur ab, Sie wurde auf Ihr Zimmer geschoben und dann war ich wieder alleine.

Kurz später kam ein älteres Ehepaar und ich wurde Zeuge Ihres Gespräches. Erst hatte ich gedachte, dass der Mann an der Wirbelsäule operiert werden sollte, da er sich sehr negativ über den Eingriff einer Spinalkanalstenose aussprach. Aber dann sah ich, dass es die Frau war, die einen leidlichen Gesichtsausdruck hatte. Und nach einiger Zeit kamen wir auch ins Gespräch. Sie hatte Angst, dass Ihre Schmerzen nach der OP schlimmer sind als jetzt und er wollte dieses Risiko Ihr ausreden. Dann fragte ich, ob man sie schon über die Operationsmöglichkeiten aufgeklärt hatte. Oder ob man sich im Internet dazu schon die kleinen Filme angesehen hatte. Aber diese Form der Medien, war ihnen nicht bekannt. Doch ich sah wie sie litt und ich wünsche keinen einen dauerhaften Nervschmerz, daher sprach ich ihr Mut zu und sie solle den Arzt über Ihre Ängste aufklären, dann könne er Ihr die Informationen geben, die sie noch bräuchte. Ich sah Sie 5 Tage später wieder, Sie hatte sich zum Eingriff überreden lassen und wirkte sichtlich Glücklich. Wir hatten uns noch 2 mal gegenseitig im Krankenzimmer besucht und bei einem Besuchstag hatte ich Ihre Tochter kennengelernt. Man dankte mir, dass ich Ihr Mut zugesprochen hatte und somit eine OP durchgeführten werden konnte. Sie verließ 4 Tage vor mir das Krankhaus und konnte bereits nach dem ersten Tag der OP wieder laufen.

Dann wurde mein Name aufgerufen, ein junger Arzt hielt mir die Tür auf und machte die Geste als ob er mich in Zimmer geleiten wollte. „Sie können ja laufen, mir wurde hier eine andere Situation geschildert, haben Sie momentan Schmerzen?“. „Was hatten Sie erwartet, dass ich auf der Liege komme?“ gab ich verwirrt wieder. „Ja, die Situation wurde mir als Lebensbedrohlich geschildert!“, wenn Sie jetzt aber Schmerzen haben, behalte ich Sie da!“ Ich wusste nicht, ob ich jetzt dankbar oder noch verwirrter sein sollte. Ich hatte kein Plan wie ich zur Uniklinik hätte zurückkommen sollen und wo und wem ich erzählen sollte, das mich die Klinik Friedrichshain nicht haben wollte. Daher sagte ich nur „ Ja, Bitte!“ Er schaute auf das Klemmbrett mit meinen Unterlagen und ging ins Nebenzimmer. Als er wieder kam, sagte er mir, dass er gerade mit dem diensthabenden Arzt der Notfallambulanz gesprochen hätte. Er war anderer Meinung als Er und verstand wohl auch nicht warum der Chefarzt der Klinik Friedrichshain dieser Aufnahme zustimmte. Aber er beugte sich dieser Entscheidung. Ich war noch immer verwirrt und konnte nicht verstehen, warum man mir eine solche Abneigung gegenüber an den Tag legte. Später wurde es mir bei der Visite erklärt, die Klinik ist so begehrt, dass Menschen für einen OP Termin bis zu 2 Monate auf einer Warteliste geführt werden. Nur Notfallpatienten können unter Rücksprache eingeschoben werden, dafür verschieben sich dann aber die geplanten OPs von anderen Patinen. Und der junge Arzt vor mir musste wohl jetzt a.) für ein Bett sorgen, welches er nicht hatte, weil die Patienten für die morgige OP schon einbestellt waren und auch schon mit einem Zeitplan im OP versehen waren und b) er meinen Fall nicht als wichtig genug ansah und sich dem Vorgesetzten beugen musste.

 

Mir wurde Blut abgenommen und da ich noch meine Braunüle hatte, musste ich nicht neu gestochen werden. Wir besprachen kurz welche Medikamente er mir für die Nacht gibt und das ich morgen zum Röntgen geholt werden.  Der OP Termin sollte dann der Donnerstag sein und es stünden 2 Möglichkeiten der OP zur Verfügung. Über die ich aber nicht entscheiden könnte, da das der Operateur in Abstimmung mit meinen Röntgenbildern und den anderen Ärzten das entscheiden würde.

Was soll ich sagen, ich fühlte mich noch unwichtiger als ne Sache und fragte mich sogar, ob ich gehen sollte, aber ich war so verplant. dass ich mich unterordnete und dem Procedere nur mit ja und nicken folgte.

Orthopädische Klinik Friedrichshein

Etwas später hörte ich vom Gang her meinen Namen und dann standen Sie vor mir, die Herren vom Transportservice. Es klingt nicht gerade nett, aber die Beiden waren lustig, daher möchte ich sie als „Dick und Doof“ hier nennen. Ich bin Dankbar, dass es Leute wie sie gibt, die diesen Job machen.

Man hatte eine Transportliege dabei, doch ich wollte da nicht drauf, daher entschied ich mich zu gehen. Im Wagen, deutete ich auf den Stuhl und war dankbar, dass ich im Sitzen befördert werden konnte. „Dick“ stieg mit mir ins Auto und fragte mich, wo wir hinfahren. Ich zuckte die Schultern und stellte eine Gegenfrage, ich dachte das wüssten Sie?“ gab ich zurück. Er stieg aus und ging zu „Doof“, der an der Anmeldung stand und sich die Transportpapiere unterschreiben ließ. „Dick“ stellte sich mit an den Schalter und kam dann kurz später zum Wagen zurück. „Es geht zur Klinik Friedrichshein, ich habe jetzt alle Informationen, es geht auch gleich los, ich lerne den Kollegen gerade ein, der muss das auch mal lernen, nächste Woche macht er den Job alleine, da muss er fitt sein!“. Ich nickte, weil ich nicht wusste was ich sonst hätte sagen sollen. Doch das nahm er als Auftakt mir noch mehr von seinem Kollegen zu erzählen und so wusste ich kurz später, das nicht der schnellste ist und auch sonst keine Ahnung von nichts hat. Ich dachte mir nur, wo bin ich hier nur hineingeraten und wie lange kann diese komische Situation andauern.  Dann kam auch „Doof“ er legte dem Kollegen das Klemmbrett auf die Ablage und sagte, dass er jetzt wüsste, wo die Klinik ist. Und dann ging es los.

„Dick“ fuhr oder besser gesagt, er raste. Ich hatte echt Angst, jede Erschütterung ließ mich aus Angst vor Schmerzen unweigerlich eine Schonhaltung einnehmen. Das gute war, die Klinik Friedrichshain ist am Blutspende Dienst der Uni, sprich max. 5 Minuten Fahrzeit. Wie schlimm konnte es als werden, dachte ich mir und war guter Dinge, dass diese Fahrt gleich enden würde. Doch das Schicksal hatte mir 2 Transportspezialisten mit eingebautem Navi zur Seite gestellt, ach ne das waren die Beiden Herren, die mit dem anderen Auto und einem anderen Fahrgast davon gefahren waren *mist*.

So fuhren wir die 3.te Runde um die Klinik und ich sah die Rennbahn und andere nette Ecken und dachte schon, ob ich noch nach dem Mc Donalds fragen sollte, der liegt doch bestimmt auch im Einzugsgebiet, wenn wir den Kreis nach Süden noch etwas weiter ausdehnen würden. „Doof“ hatte jetzt das Handy geschnappt und mit seinem Boss telefoniert, „Chef wo ist diese Klinik?! Hörte ich Ihn sagen, dann brauste das Auto noch eine Runde.  „Wir sind gleich da“ kam es in den hinten Raum des Transporters geebbt und ich dachte mir, „wer’s glaubt..!“.

Und dann waren wir da, die Sonne war schon untergegangen und die Beleuchtungen hatten sich schon angeschaltet, als der Transporter vor der Schleuse der Klinik hielt.  „Hier ist keiner!“ sagte Dick zu „Doof“ geh mal gucken ob du was siehst und „Doof“ stieg aus. Er kam kurzer Hand wieder und sagte „Ne, das muss der falsche Eingang sein, hier ist keiner!“. Wir fuhren noch eine Runde auf dem Parkplatz, um dann wieder vor der Schleuse zu stehen. Sie fragten mich, ob ich noch laufen könnte, ich nickte und so stiegen wir aus. Ich hatte schon Angst, dass ich niemals das innere der Klinik sehen würde und dachte mir, warum immer ich so ein Glück haben durfte ;)-

Wir gingen zur Schleuse und „Dick“ klopfte aufgeregt an das Metalltor, ich deute auf das Telefon das links in einem Metallkasten hervorlugte. „Doof“ lief zum Kasten und nahm den Hörer ab und hielt ihn sich ans Ohr „Hallo?“ rief er ins Telefon doch es blieb stumm… Er hängte wieder auf. „Doof“ kam zum Telefon und nahm auch den Hörer in die Hand. „Das ist nicht angeschlossen, vielleicht defekt!“ sagte er und drückte auf die Gabel. Ich zeigte auf die Innenseite von der Metallabdeckung und sagte man sollte mal die „1“ wählen.  „Dick“ hatte den Hörer am Ohr und sprach mit jemand am anderen Ende der Strippe, kurz später ging die Tür auf und wir waren im Inneren der Klinik.

Wir durchliefen viele Gänge und unterschiedliche kleinere Wartebereiche. Einer mündete dann in einem großen leeren Wartebereich. Hier und da brannte noch Licht und es wirkte sehr gespenstig.

Ein älterer Herr mit einem Stück Pizza kam durch eine Tür zu ins in den Wartebereich und fragte in meine Richtung hin, ob ich Frau Mayer sei. Wir bestätigten und die Transportmeister überreichten dem Herren das Klemmbrett mit meinen Unterlagen von der Uniklinik. Er bat mich Platz zu nehmen und verabschiedete „Dick“ und „Doof“. „Doof“ wünschte mir alles Gute und dann waren Sie weg.

In der Notaufnahme der Uniklink am Dienstag den 21.03.2017

Als ich in der Notaufnahme ankam bestand ich darauf selber zu laufen, ich wollte nicht auf dem Rücken liegen, da ich so schon genug Schmerzen hatte. Ich wurde an der Anmeldung erfasst und man erkannte mich von der Nacht zu vor. Es war mir peinlich und als die Frage kam, sind Sie schon wieder wegen Ihrem Sohn da, musste ich verneinen. Leider für mich selber, man sah mich von Kopf bis Fuß an und die Fragezeichen wurden auf der Stirn sichtbar. „Was können wir für Sie tun?“ Der Sanitäter schilderte mit kurzen medizinischen Begriffen meine Situation und wir wurden ins Innere der Notfallambulanz vorgelassen. Ich  war froh, dass ich nichts mehr erklären musste. In meiner eigenen schmerzversuchten gefangenen Welt hoffte und betete ich nur noch,  dass ich bald Erlösung oder Linderung der Schmerzen bekommen würde.  „Hier wird dir geholfen!“ huschte es immer durch meinen Geist „Halte durch!“ sagte ich mir aufmunternd. Mir wurde ein Bett zugewiesen und ich setzte mich darauf. Liegen konnte ich nicht, aber das war egal, es war ein Krankenbett und Ärzte und Schwestern huschten um mich rum. Ich hörte wie der Sanitäter dem Arzt meine Situation schilderte und war innerlich schon viel gelassener. Ich hatte schon gehofft, dass auch die Schmerzen auf Grund des Krankenhauses aufhörten, aber das war nur ein Wunsch.

Mir wurde eine Braunüle gelegt, ich bekam Blut abgenommen, Blutdruck gemessen und dann im Anschluss eine Kochsalzlösung angeschlossen. Es war die Hölle los in der Notfallambulanz und mit dem Hinweis, dass sich der Arzt bei mir meldet wurde der Vorhang meiner kleinen Abtrennung zugezogen. Es war wie in einem Bienenstock, emsiges buntes treiben. Ich drehte meinen Kopf, um zu sehen wie groß dieser Raum war und zählte 12 Personen, die wie ich in einem so kleinen, mit einem Vorhang getrennten Raum lagen. Hier ein Herzinfarkt, da ein Patient der seine Ausscheidungen nicht mehr bei sich halten kann und Blut erbricht, da ein junger Mann, der wohl kürzlich eine Op hatte und aus der Leiste noch Blutet.

Und zwischen drinnen lag ich, ich fühlte mich schlecht, meine Krankheit machte bei weiten nicht so viel her, wie die der anderen Patienten um mich rum. Am liebsten wäre ich in die Brustklinik gegangen, aber dort hatte ich es am morgen schon probiert, man hatte mir bei dem Anruf am Morgen gesagt, dass die Klinik voll sei und ich über die Ambulanz den Weg zur stationären Aufnahme gehen müsste.

Da saß ich nun und wartete auf was auch immer. Ich hatte Angst vor einer OP und ich musste bis Mittwoch den 23.03 auf den Befund vom Pathologen warten.

Taxi oder Krankenwagen

Ich hatte meine Tasche gepackt und überlegte jetzt wie ich in die Klinik kommen sollte. Taxi oder Krankenwagen, keine leichte Entscheidung. Beides kostet Geld, was übernimmt die Krankenkasse? Was passiert, wenn man nicht krank genug ist, um mit dem Krankenwagen fahren zu dürfen, muss man die Kosten für den Krankenwagen selber bezahlen? Da fallen einem, dann so komische Zahlen wie 400 Euro für den Krankentransport ein und das wollte ich tunlichst vermeiden.

Daher rief ich um 08:00 Uhr die Techniker Krankenkasse an. Ich schilderte mein Problem und bekam am Telefon folgende Auskunft. „Sie können gerne mit dem Taxi fahren und reichen dann im Anschluss die Rechnung mit dem Grund mit ein, es kann sein, dass Sie die Kosten erstattet bekommen. Oder Sie fahren mit dem Krankenwagen, dann zahlen Sie 10 Euro.  Oder ich schicken Ihnen jetzt einen Transportschein und sie füllen den aus und schicken mir diesen zurück, dann bekommen Sie eine Kostenübernahme schriftlich per Post!“

Ich dachte, das kann doch alles nicht wahr sein, wo bin ich gelandet, wie konnte ich in diese Situation kommen. Ich wollte Hilfe und sollte Transportscheine ausfüllen. Jetzt denkt der eine oder andere, so schlimm kann es bei Ihr ja nicht gewesen sein. Aber ich muss leider widersprechen, ich hätte vor Schmerzen und Frust über diese ganze Situation eigentlich nur heulen können. Ich wollte doch nur Hilfe, die Schmerzen trieben mich in den Wahnsinn, ich wollte keine blöden Telefongespräche führen und mich mit Transportscheinen beschäftigen. Daher beendete ich das Gespräch und suchte mir die Rufnummer im Internet für Krankentransporte raus. Ich wollte an der Quelle nachfragen und die am besten auch gleich zu meiner Anschrift bestellen.

Ich hatte eine Service Nr. im Internet gefunden und diesem netten Herren meine Probleme und Wünsche bezüglich Krankenhaus mitgeteilt, auf die Frage bezüglich der Kosten kann ich erklären. Das man immer einen Krankenwagen rufen kann, solange man nicht mit Ihm mitfährt entstehen keine Kosten. Die Kosten für eine Fahrt übernimmt dann die Krankenkasse, sofern man eine hat. Wichtig ist eine Versicherten Karte. Hätte mir die Techniker am Telefon eine Kostenzusage für das Taxi gegeben, hätte ich die Krankasse 20 Euro gekostet, so habe ich die Krankenkasse 400 Euro gekostet. Aber wer bin ich, dass ich den Krankenkassen „Unfähigkeit“ vorwerfen kann. Ich hätte mir ja vorher die Erlaubnis in Form eines Transportscheins mit unbekanntem Grund und Datum einholen können.

Ein schmerzhaftes Wochenende für meinen Sohn und mich

Es war Montag der 20.03.2017, ich hatte jetzt schon die letzten 3 Nächte mit meinem Sohn in den Notfallambulanzen der hier ansässigen Zahnkliniken zugebracht. Er hatte eine Zahnop ( 4 Weisheitszähne) und die Wunden wollten nicht aufhören zu bluten. Es wurde allen Wunden mehrfach nachgenäht und bei unserem Besuch in der Notfallambulanz von Montag auf Dienstag bat ich darum, dass man Ihn Stationär auf nimmt. Ich hatte keine Kraft mehr und wusste nicht wie ich überhaupt noch gerade stehen sollte. Doch ich wollte Ihn in guten Händen wissen und die richtige medizinische Versorgung war mir für Ihn wichtig. Egal wie stark meine Schmerzen waren, er war es der jetzt meinen Schutz brauchte. Als ich um 2 Uhr morgens ohne ihn zu Hause ankam, nahm ich noch eine Hand voll Tabletten und hoffte, dass ich etwas schlafen konnte.

Die Tabletten wirkten nicht, mein Körper rief um Hilfe, ich hatte Bewusstseinsstörungen, wenn ich die Augen schloss, fühlte es sich an als ob mein Körper vor und zurück geworfen wurde. Wellenartige Schmerzen liefen an meinen Knochen von oben nach unten entlang und ich hatte das Gefühl, das mein Geist gejagt wird. Mein Puls war bei 150 und mein ganzer Körper war überzogen von kaltem Schweiß. Ich wollte meinen Mann nicht wecken, weil ich wusste, dass er morgen wieder einen harten Tag haben würde. Doch für mich war klar, dass ich keine weitere Nacht so überleben könnte. Ich stand auf zog mir trockene Sachen an und kochte mir einen Tee. Als ich auf die Uhr schaute war es 4:30 Uhr, ich hatte 2 Stunden geschlafen und packte die wichtigsten Sachen für den Besuch in der Notfallambulanz zusammen. Ich kontrollierte noch einige Male meinen Puls. Um 6 ging ich zurück ins Schlafzimmer brachte mein Bett in die Sitzposition und wartete noch eine Stunde mit einer Tasse Tee in der Hand bis der Wecker von meinem Mann um 7:00 Uhr klingelte. Ich teilte Ihm die Geschehnisse der letzten Nacht mit und setzte Ihn von meinem Entschluss in Kenntnis. Er sah mich ganz traurig an, ich wusste, dass er mir nicht helfen konnte. Das machte Ihn fertig, er litt schon die letzten Wochen mit mir und musste tagsüber auch noch arbeiten gehen. Er war froh, dass ich mir Hilfe holte und so trennten wir uns an diesem Morgen mit unterschiedlichen Zielen.

Neuer Lebensmut mit einer Schippe mehr Schmerzen

Die nächsten 2 Tage und Nächte sollten Horror werden, zu dem Eingriff und seinen Schmerzen gesellte sich mein Rückenschmerz und nicht mal das Ibuprofen 600 sollte mir helfen können.

Am Samstag setzte ich mich erneut ins Taxi und fuhr erneut in die Uniklinik. Ich hatte ein kurzes Gespräch mit einer Ärztin die Wochenende Dienst in der Frauenklinik hatte und teilte ihr mit, dass ich durch die Tabletten arge Magenschmerzen hätte und die Wirkung nicht ausreicht. Jetzt darf ich nach Bedarf noch 2 x 2  500 mg Novalgin zwischen den Einnahmen von Ibuprofen nehmen. Auf die Frage, wann mein Körper seinen Dienst einstellt, lachte die Ärztin und teilte mir mit, dass Sie Migräne Geplagte wäre und teilweise sogar 5 x am Tag 600er Ibuprofen über mehrere Tage nimmt.

Eigentlich wollte ich etwas gegen die Entzündung haben, doch Sie meinte es sei keine Entzündung sondern Krebs und daher kann Sie mir jetzt nichts anderes geben. Wir sollten erst das Ergebnis vom Pathologen abwarten. Das könnte dann der 22.3.2017 sein. Ich wollte Ihr widersprechen, aber ich wusste was der Pathologe sagen würde und ließ sie in Ihrem Ablauf. Für Ärzte zählen nur Fakten, für mich zählt mein Bauchgefühl und so war ich mit meinen Schmerzen und dem Wissen einer Entzündung für dieses Wochenende alleine.