An die Mutmacher, die Zuhörer und die Kämpfer – danke das Ihr mich gefunden habt!

Ich widme diesen Beitrag den Menschen, die sich an meine Seite gestellt haben und mir bildlich gesprochen den Rücken gestärkt haben.

Normalerweise sollte man diese Zeit nicht alleine verbringen und viele gehen deswegen lieber arbeiten. Doch man kann vor seinen Fragen und Ängsten nicht weglaufen, sie kommen und im schlimmsten Fall halten sie einen Nachts wach.

Mich haben Menschen gefunden, die mir Mut und Hoffnung geben. Es ist auch gut, jemanden zu haben, der einfach zuhören kann und nicht mit irgendwelchen dummen Sprüchen kommt.

Hier wäre ein gutes Beispiel, man irrt durch die Wüste und sucht Wasser, dann fährt ein LKW voll beladen mit Waren vorbei. Ihr haltet den LKW an und bittet um Wasser und der Fahrer erzählt euch erst, wie unverantwortlich es ist, nicht genügend Wasser mit in die Wüste zu nehmen usw.

Nach der Predigt fühlt ihr euch dann richtig schlecht, habt noch immer nichts zu trinken und seid eigentlich soweit, das ihr aufgeben wollt. Doch dann kommt jemand und hat einen Trinkschlauch bei sich und gibt euch etwas davon ab.

Die Moral der Geschichte:

Hört nicht auf Menschen die euch kein Wasser geben wollen, sucht euch die Leute, die euch wirklich aufbauen und helfen können. Ich habe gute Erfahrungen mit Leuten gemacht, die meine Krankheit selbst durchlebt oder momentan durchleben, gemacht.

Die OP an der Wirbelsäule im unteren Bereich ist abgesagt

Ich habe wegen Taubheitsgefühlen und Durchblutungsstörungen von meinem Hausarzt eine Überweisung zur Radiologie bekommen. Gesagt – getan, man hat einen Gleitwirbel und 6mm Versatz, eine Spinalkanalstenose und Ablagerungen (Arthrose) an der Wirbelsäule festgestellt.

Ich bekam eine Einweisung ins Krankenhaus (rosa Zettel)  mit dem Zusatz OP. Ich schnappte meine Tasche und die Röntgenbilder und fuhr in die Klinik Friedrichsheim.  Wir besprachen die Möglichkeiten und was soll ich sagen, ich fand es nicht als die beste Lösung.

Man hatte mir vorgeschlagen, den unteren Bereich der Wirbelsäule auch zu versteifen und die minimale Öffnung, die für die starke Einschränkung der Nerven zuständig ist, zu erweitern.

Darauf habe ich noch 2 Fragen gestellt, die da lauten:

  1. Wann merke ich, dass der Nerv durch ist?
  2. Wie lange hat man dann nach der Durchtrennung, um die Nervenenden wieder zusammenzufügen?

Zu 1: Es gibt einen starken Schmerz und die meisten Beteiligten können kein Wasser mehr halten und verlieren auch das Gefühl über die Gliedmaßen. Gehen soll dann wohl nicht mehr möglich sein.

Zu 2: Man hat ungef. 24 Stunden bevor die Nervenenden absterben und ein Zusammenwachsen unmöglich ist. Was zur Folge hätte, das man für immer Querschnittsgelähmt ist.

Ich habe mich bedankt und bin mit diesen 2 Antworten im Gepäck nach Hause gefahren. Operieren ist für mich momentan keine Lösung, noch eine OP, noch eine Versteifung möchte ich nicht mehr haben, wenn es nicht eins vor zwölf  oder sogar kurz nach zwölf ist ;).

Daher kann ich euch heute kein Foto von der OP schicken, ihr kommt so weiter!

Mögliche nächste OP || Nr. 5 || seit 01.06.2016

2:08 Uhr – Da liege ich nun wieder ängstliche in meinem Bett und stelle mir Fragen auf die in nur in Teilen eine Antwort habe. Mir fehlt mal wieder die Information, um mich auf meine nächsten Schritte vorzubereiten.

Ich bin aufgewacht und hatte ein kaltes und gefühlsgestörtes Bein, das bis unter die Wade geht. Durch die Seitenlage habe ich Versucht den abgeklemmten Nerv zu entlasten, aber es gelingt mir nicht vollends. Ich sitze jetzt mit aufgestellter Rückenlehne im Bett und spüre ein leichtes Pochen im Lendenkanal. Vl doch lieber wieder auf die Seite drehen, gedacht – getan. Lehne wieder runter gefahren.
Wie soll ich lieber liegen, wie verzögere ich das unvermeidliche? Das abklemmen, absterben des Nerven ist was mich Nacht für Nacht wach hält. Ich werde das Thema mit der Op heute wohl angehen. Ich habe für Montagmorgen noch 3 Themen auf der Tagesordnung, aber dann habe ich Zeit um meiner Einweisung Folge zu leisten.
Dann kläre ich auch wie und wo ich mich melden muss.
Zur Erinnerung ich wollte wegen der schlechten Wundheilung noch nicht operiert werden. Die Strahlung schränkt die Heilung ein und mein Körper kämpft noch gegen die massiven Strahlungsschäden.
Daher bleibt jetzt das Risiko Rollstuhl oder (was eigentlich?). Ja auf lange Sicht der Tot. Aber wie schlimm ist eine Wundstörung. Wie muss man sich das vorstellen, die Wunden schließen sich nicht, Bakterien wandern durch den Körper, Fieber und dann der Tot oder was kommt auf einen zu. Das Bakterien in kurzer Zeit Bandscheiben und Wirbelknochen auffressen, habe ich ja schon miterlebt, aber habe ich eine Alternative? War der gestrige Spaziergang um den See in Mühlheim mein letztes Highlight von dem ich den Rest meiner Lebenszeit als laufender Mensch von zerren soll. Dann muss es wohl so sein. Ich bin sogar ganz vorsichtig gejoggt und das schenkt mir jetzt gerade ein Hochgefühl. Ihr wisst ja, nach dem Hoch erfolgt zwangsläufig ein tief. Dauerhafte Hochs gibt es nicht, das Hoch wird dann zwangsläufig zum neutralen Level.

Das ist nur ein Teil meiner schlaflosen Nacht. Die anderen Minuten die mein Hirn eigentlich zur Regeneration nutzen sollte, denke ich darüber nach, was ich tue, wenn ich aus der Op aufwache und nie mehr laufen kann. Welche Veränderungen ich vornehmen muss. Ich/ wir brauchen eine neue Wohnung. Was kann man sich dann noch leisten? Ab wann kann ich wieder arbeiten? Wie kommt man auf Toilette? Ich will mir über diesen ganzen Mist gar nicht den Mut nehmen lassen, aber man muss mal drüber nachdenken und vielleicht auch mal vom „fast schlimmsten“ ausgehen. Das schlimmste wäre wohl der Tot. Das kann ich aber nicht ändern, da sind die Ärzte gefragt, bei der letzten Op war es knapp, aber das waren andere Operationen auch. Man sollte sie vorwarnen und die Reaktion auf das Narkosemittel ansprechen. Es gibt fast nie Ersatz, die Darreichungsform und MCP als Brechschutz helfen aber vor dem Zusammenbruch.

Es ist jetzt 3:18 Uhr ich versuche noch ne Runde schlafen, Ali beginnt so um 4:10 Uhr mit Beten.

Wie gut dass ich ein so friedlicher Mensch bin, sonst würde die Gemeinde einen Abgang verbuchen müssen.