2:08 Uhr – Da liege ich nun wieder ängstliche in meinem Bett und stelle mir Fragen auf die in nur in Teilen eine Antwort habe. Mir fehlt mal wieder die Information, um mich auf meine nächsten Schritte vorzubereiten.
Ich bin aufgewacht und hatte ein kaltes und gefühlsgestörtes Bein, das bis unter die Wade geht. Durch die Seitenlage habe ich Versucht den abgeklemmten Nerv zu entlasten, aber es gelingt mir nicht vollends. Ich sitze jetzt mit aufgestellter Rückenlehne im Bett und spüre ein leichtes Pochen im Lendenkanal. Vl doch lieber wieder auf die Seite drehen, gedacht – getan. Lehne wieder runter gefahren.
Wie soll ich lieber liegen, wie verzögere ich das unvermeidliche? Das abklemmen, absterben des Nerven ist was mich Nacht für Nacht wach hält. Ich werde das Thema mit der Op heute wohl angehen. Ich habe für Montagmorgen noch 3 Themen auf der Tagesordnung, aber dann habe ich Zeit um meiner Einweisung Folge zu leisten.
Dann kläre ich auch wie und wo ich mich melden muss.
Zur Erinnerung ich wollte wegen der schlechten Wundheilung noch nicht operiert werden. Die Strahlung schränkt die Heilung ein und mein Körper kämpft noch gegen die massiven Strahlungsschäden.
Daher bleibt jetzt das Risiko Rollstuhl oder (was eigentlich?). Ja auf lange Sicht der Tot. Aber wie schlimm ist eine Wundstörung. Wie muss man sich das vorstellen, die Wunden schließen sich nicht, Bakterien wandern durch den Körper, Fieber und dann der Tot oder was kommt auf einen zu. Das Bakterien in kurzer Zeit Bandscheiben und Wirbelknochen auffressen, habe ich ja schon miterlebt, aber habe ich eine Alternative? War der gestrige Spaziergang um den See in Mühlheim mein letztes Highlight von dem ich den Rest meiner Lebenszeit als laufender Mensch von zerren soll. Dann muss es wohl so sein. Ich bin sogar ganz vorsichtig gejoggt und das schenkt mir jetzt gerade ein Hochgefühl. Ihr wisst ja, nach dem Hoch erfolgt zwangsläufig ein tief. Dauerhafte Hochs gibt es nicht, das Hoch wird dann zwangsläufig zum neutralen Level.
Das ist nur ein Teil meiner schlaflosen Nacht. Die anderen Minuten die mein Hirn eigentlich zur Regeneration nutzen sollte, denke ich darüber nach, was ich tue, wenn ich aus der Op aufwache und nie mehr laufen kann. Welche Veränderungen ich vornehmen muss. Ich/ wir brauchen eine neue Wohnung. Was kann man sich dann noch leisten? Ab wann kann ich wieder arbeiten? Wie kommt man auf Toilette? Ich will mir über diesen ganzen Mist gar nicht den Mut nehmen lassen, aber man muss mal drüber nachdenken und vielleicht auch mal vom „fast schlimmsten“ ausgehen. Das schlimmste wäre wohl der Tot. Das kann ich aber nicht ändern, da sind die Ärzte gefragt, bei der letzten Op war es knapp, aber das waren andere Operationen auch. Man sollte sie vorwarnen und die Reaktion auf das Narkosemittel ansprechen. Es gibt fast nie Ersatz, die Darreichungsform und MCP als Brechschutz helfen aber vor dem Zusammenbruch.
Es ist jetzt 3:18 Uhr ich versuche noch ne Runde schlafen, Ali beginnt so um 4:10 Uhr mit Beten.
Wie gut dass ich ein so friedlicher Mensch bin, sonst würde die Gemeinde einen Abgang verbuchen müssen.