Wieder eine Erkältung

Nun steht es fest, ich habe eine sehr schlechte Wundheilung und praktisch kein Abwehrsystem mehr. Ich habe jetzt fast 2 Wochen lang eine offene Fahrradverletzung am Knie mit mir rumgetragen. Dazu kommen die angegriffen Schleimhäute, die bei jeder Anstrengung  (Nase putzen, spazieren,…) mit Schlieren Blutung antworten, dazu gesellen sich noch Halsschmerzen, Gliederschmerzen. Doch ich will das durchziehen. Die Magische Nr. ist die 9. Noch 9-mal bekomme ich Taxol und dann ist es fertig.

Ich hatte auch überlegt, ob ich mit einer Mundmaske zum Internisten (regelmäßige Blutuntersuchung) gehe. Doch was denkt ihr, wenn ihr jemanden mit einer Mundmaske seht. Der Hauptteil der Leute denkt, oh mein Gott der ist krank und vergrößern den Aufenthaltskreis zu der Person. Die wenigsten denken an eine Immunschwäche bei dem Betroffenen ;).

 

Die Frage bzgl. der Immunität vom Skorpion Gift muss ich euch noch schuldig bleiben. Hatte noch keine Gelegenheit diese Frage zu platzieren.

 

Aber das Thema passive Chemotherapie beim Partner können wir schon angehen. Es ist Fakt, dass man in der Nacht das Gift über die Schweißdrüsen ausdünstet. Daher sollte man sich in dieser Zeit vl kein neues Bett/ Matratze kaufen. Das Gift belastet den Körper und kann bei einem gesunden Menschen zu Krebs führen.   Mein Mann schwört Stein und Bein auf diese Theorie. Er verliert seine Haare, seit neustem stellt er neue Haare auf dem Kopf fest, die ihn kitzeln.

Im Internet gibt es einige Seiten über dieses Thema, ich selber kann dazu leider keine Auskunft geben. Aber es wäre schrecklich, wenn ich vom Brustkrebs geheilt bin und mein Mann dann Krebs bekommt.

I’am back…

Ich möchte mich bei allen interessierten und besorgten Freuden, Menschen und Angehörigen entschuldigen. Manchmal brauch man etwas Abstand. In meinem Fall brauchte ich die Ruhe und habe mich zurückgezogen. Zu viele negative Dinge sind geschehen und ich habe mich in meine kleine Höhle zurückgezogen und mir meine Wunden geleckt.

Doch jetzt bin ich wieder da und kann euch von meinem Kummer und Leid berichten.

Nach der 4 und letzten Chemo mit Cyclophoshamid und Epirubicin hatte ich mir eine Erkältung eingefangen.  Die Chemos zerstören alle Schleimhäute, auch die in der Nase, Lunge und Genitalbereich. Somit fehlt ein wichtiger Schutz, meistens reagiert der Körper mit Fieber und in meinem Fall kam es genauso. Statt Schleim zu entwickeln, kam Blut aus der Nase und dem Hals. Ich bekam Fieber und Fieber ist immer ein Zeichen, das Gefahr im Verzug ist.  Ich bin zur Untersuchung in die Uni-Klinik gefahren, das war an dem Freitag und man behielt mich gleich dort. Es wurden Lungentests gemacht und man hat mir gleich die doppelte Menge an Antibiotikum verabreicht.

Der November ist an sich schon traurig genug und mit einer Erkältung im Krankenhaus zu liegen ist dabei nicht förderlich. Daher habe ich mich kurzerhand selbst entlassen, aber versprochen die ganzen Tabletten zu nehmen.  Gesagt – getan, eine Woche doppelte Antibiotikum und nichts überlebt, nicht mal die Bakterien die man sonst benötigt. Es kam wie es kommen musste. Durchfall und Verstopfung im Wechsel, trockene rissige Haut und als ob das noch nicht reicht, habe ich mir auch noch einen Pilz eingefangen.

Da bleibt nur eins, Darmbakterien kaufen und mit Salben und verschiedenen Mitteln den Pilz bekämpfen.

Eine Woche später sollte es mit Taxol weitergehen. Das Gift der Eibe wirkt anders, es sorgt nicht für diese Übelkeit, wenn man es verträgt sondern kann starke Reaktionen hervorrufen. In meinem Fall habe ich es mit genügend Medikamenten vertragen. Und als Antwort hat mein Körper mit starker Müdigkeit und Einstellung der Darmtätigkeit geantwortet. Dazu gesellten sich Gliederschmerzen und ein Kribbeln in den Zehen. Nach 3 Tagen wirkte meine Haut ganz trocken und nach dem Duschen sah es aus, als ob ich einen Sonnenbrand gehabt hätte, die Haut schälte sich.

Also bin ich wieder in die Apotheke, diesmal habe ich mir Cremes für den ganzen Körper besorgt, es gibt da was von Ratiopharm ;). Ne ich mache nur Quatsch, in meinem Fall habe ich mir eine Urea Salbe und remifemin auf Empfehlung der Frauenärztin geholt und jetzt heißt es schmieren und wieder schmieren. Nachts schlafe ich jetzt mit Baumwollhandschuhen, einem Baumwollmützchen und leichten Baumwollsockchen. Wer jetzt denkt das sieht bestimmt blöd aus, der hat leider nicht unrecht ;), es sieht nicht nur blöd aus, sondern fühlt sich auch noch total doof an. Aber was tut Frau nicht alles um wieder gesund zu werden.

 

Aber es gibt auch positives zu berichten, meine Haare wachsen wieder und ich habe keine geschmacklichen Entgleisungen mehr, mein nächstes Thema wird die Angst der Neuerkrankung von Krebs beinhalten.

Weitere Themen die mir noch durch den Kopf gehen sind:

  • Geringe Dosen von Skorpion Gift und die daraus entstehende Immunität im Ernstfall.
  • Ich mache eine Chemo und mein Partner verliert die Haare. Ist Küssen und Sex in der Zeit der Behandlung erlaubt…

 

Danke fürs lesen.

Heute ist Chemotag

Um 11:00 Uhr soll ich heute in der Uni-Klinik sein und bevor die Infusion erfolgt, sollte der Patient noch einiges vorher erledigen. So habe ich gestern Abend zwei Cortison Tabletten eingenommen, zusammen mit einer Scheibe Käsebrot.

Heute Morgen dann die Übelkeitsschutztablette (Emend), die einen umfangreichen Schutz vor den Nebenwirkungen der Chemo bieten sollen, ein kleines Frühstück mit Ei und einem Marmeladenbrot. Abgerundet habe ich das Menü mit einem kleinen Latte Macchiato.

Aber schon die 2 Cortison Tabletten haben meine Zunge dick werden lassen, dazu hat sich dieser salzige – Seifengeschmack beim Wasser trinken gezeigt.

Momentan möchte ich mich gerne an einen anderen Ort, in eine andere Zeit wünschen. Mein Kopf spült immer wieder bestimmte Erfahrungen von den vorrangegangenen Chemos und den 10 Tage danach hoch. Ich bin aber so diszipliniert, dass ich mir die letzte Chemo heute befehle. Aufgeben steht nicht zur Option.

Jetzt gilt es, die letzten zwei Stunden noch einen Liter Wasser als Nierenschutz zu trinken. Prost!

„Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“

(Wilhelm Busch)

Während einer Chemo sollte es zu keinem Zyklus mehr kommen, aber mein Körper wollte diese Tatsache nicht so einfach hinnehmen. So hat er mich am Freitag mit einer heftigen Periode überrascht. Er dachte sich wohl: „Die Olle hatte 3 Monate Ruhe, da kann ich jetzt mal zeigen was in mir steckt und ziehe alle Register!“. Kurzum ich habe mich gefühlt, als ob ich die Treppe runtergefallen wäre. Kopf-, Hüft- und Rückenschmerzen gepaart mit Unterleibsschmerzen – toller Mix.

Am Sonntag war der Spuk endlich vorbei!

Wohl wissend, dass meine nächste Chemo am 3. November 2016 ist, und wir die nächsten 10 Tage darauf kein Motorrad mehr fahren können, sind mein Mann und ich am Montag auf eine kleine Tour gefahren. Unser Ausflugsziel war Schloss Auerbach und die Fahrt war jetzt auch nicht besonders Anspruchsvoll aber die Aussicht war toll.

Wir haben einige Bilder von dem Ausflug auf der auf der Internetseite www.rideonbikes.de eingestellt,  für alle die auch noch einen Ausflugstipp brauchen. Viel Spaß beim Stöbern!

schloss_auerbach_die_kiefer_auf_der_burgmauer

Schmerzliche Erfahrungen der OP’s

Am 20. Juni 2016 hatte ich meine Ultraschalluntersuchung bei meiner Frauenärztin.

Am 1. Juli 2016 hatte ich einen Termin in der Uni-Klinik Frankfurt durch meine Frauenärztin erhalten.  Im Fachbereich der Frauenklinik erfolgte eine erneute Ultraschalluntersuchung und im Anschluss wurde auch gleich eine Biopsie durchgeführt.

In der Uni-Klinik ist fast alles unter einem Dach und jeden Dienstag findet eine Ärztekonferenz in den jeweiligen Fachgebieten statt. Das gibt einem immer einen festen zeitlichen Rahmen für seine Ergebnisse und weitere Behandlungsschritte.  So wurde mir am Mittwoch den 6. Juli 2016 das Ergebnis von der Biopsie mitgeteilt und gleich ein OP Termin vereinbart.

Am 15. Juli 2016 hatte ich meinen ersten Termin. Ich wurde 6 Stunden lang operiert und wie immer bei Chemie, reagierte ich auch auf die Narkose. Ich habe mich von 16:00 Uhr bis 23:00 Uhr ständig übergeben.  Die Schwestern hatten Vomex und andere Medikamente ausprobiert, leider alle ohne großen Erfolg. Die Nachtschwester hatte mit der Gabe von MCP in den Tropf aber einen Glückgriff und ich konnte die restliche Nacht etwas schlafen.

Am 19. Juli 2016 durfte ich die Klinik schon wieder verlassen. Bei der Operation wurden 200 Gramm Gewebe entnommen und eine brusterhaltende Operation durchgeführt. Mich begleitete eine Flasche in dem das Wundsekret aufgefangen wurde und alle 2 Tage musste ich in der Brustklinik anrufen und den Füllstand mitteilen.  Die Flasche war über einen Schlauch mit der Operationswunde verbunden.

Am 25. Juli 2016 wurde mir die Flasche entfernt, da sich hier der Füllstand unter 25 ml pro Tag eingependelt hatte.

Am 27. Juli 2016 war Befundbesprechung von der Gewebeentnahme der ersten Operation. Bei diesem Termin wurde mir dabei empfohlen, dass wir ein Genom von meinem Krebs in Amerika anfertigen lassen sollen. Somit wird die genaue Behandlungsmethode bestimmt und man kann schon an den Zellen vom Krebs testen welche Chemikalien/Gifte eine hohe Erfolgschance haben. Dieser Spaß kostet einen nur etwa 4000 Euro und gehört nicht in den Leistungskatalog der Krankenkasse. Aber die Uniklinik arbeitet mit einem Anwalt zusammen und man klagt auf Leistungsübernahme und in meinem Fall wurde Betrag von der Krankenkasse übernommen.

Am 1. August 2016 wurde noch eine OP an der Brust durchgeführt, da bei der ersten OP nicht das ganze Krebsunterwanderte Gewebe entnommen wurde.

Am 17. August 2016 hatte ich die Befundbesprechung zu dem Genom Test, der für mich in Amerika angefertigt worden war. Dabei wurde mir eine Chemotherapie und anschließender Strahlenbehandlung empfohlen.

Am 29. August 2016 hatte ich einen OP Termin zur Port Legung. Das war die schlimmste von den 3 Operationen. Man liegt wach auf dem OP Tisch und nimmt alles war und lässt sich behandeln ohne seinem Fluchtinstinkt folgen zu können. Da wird einem erst klar wie stark man seine Ängste kontrollieren kann. Aber es gab auch einen Vorteil von der Operationsmethode, ich musste mich nicht übergeben :). Ich konnte zwar meinen Arm einen Monat nicht bzw. nur extrem eingeschränkt bewegen und hatte wegen der damit einhergehenden Verspannung anschließend fast eine Woche lang Kopfschmerzen, aber was tut man nicht alles für einen guten Zugang zum Herzen.

Wie alles begann

Im März 2015 war ich wegen eine ertasteten Veränderung in der Brust beim Frauenarzt. Ich wurde untersucht und mit der Aussage „verändertes Drüsengewebe“ zur Zahlung von 60 Euro aufgefordert. Mit einem unguten Gefühl ging ich nach Hause und registrierte dann und wann weiterhin diese Verhärtung.

Im April 2016 fing die Verhärtung an zu schmerzen. Dazu gesellten sich auch noch andere Symptome, die mir aber erst im Nachhinein als Krebsmerkmale genannt worden sind.

Dazu zählt Gewichtsverlust, nächtliches Schwitzen, veränderter Geschmacks und Geruchssinn.

Jetzt werden alle Fragen, warum bist Du nicht wieder zum Arzt gegangen?

Hatte ich vor, Termin war schon vereinbart, aber ich hatte dann abgesagt, weil ich A nicht wieder 60 Euro bezahlten wollte und B davon ausging, dass ich wieder dieselbe Diagnose wie im März 2015 hören würde. Wenn man heute nicht mit dem Kopf unterm Arm zum Arzt geht, wird man doch immer als Simulant hingestellt. Deshalb gibt es auch so Witze wie: „Herr Doktor, Herr Doktor der Simulant von Zimmer 212 ist gestorben!“

2 Monate drauf war ich dann aber doch beim Arzt, die Veränderung wurde größer und die Brust hatte sich vom Aussehen (in Form und Haut) verändert. Und es kam wie ich es mir gedacht hatte, die Ärztin öffnete die Tür zum Behandlungszimmer und das erste was Sie sagte war: „Diese Untersuchung müssen Sie aber selber bezahlen!“. Das war erschreckend, genau so hatte ich mir das Begrüßungsgespräch mit Ihr vorgestellt.

Als Sie den Knoten dann aber beschallte, wurde schnell klar, dass es sich um eine eigene (Lebensform) handelte. Ich versuche mal zu beschreiben, was wir sahen. Es war wie ein Krake, der an der rechten Seite zum Herzen eine etwas dickere Verbindung hatte. In dieser Vene war ein roter pulsierender (Herzschlag) zu sehen. Ich musste unweigerlich an die ersten Ultraschallbilder von meinem Sohn denken und statt Angst vor der Untersuchung zu haben, war ich erschreckend ruhig. Meine Neugier war gepackt und ich wollte  sehen und verstehen, was wir da sahen.

kraki
Gedächniszeichnung von „Kraki“

Die Ärztin wurde während der Untersuchung zunehmend ernster und das verriet mir, dass es wohl jetzt keine verändertes Drüsengewebe im harmlosen Sinn mehr war und ich wohl mit Krebs rechnen musste.

Obwohl ich bei der Frauenärztin anfänglich nicht richtig ernstgenommen wurde, bin ich im Nachhinein bei Ihr in Behandlung geblieben, weil Sie mich jetzt ernst nimmt, zuvorkommend ist und meiner Meinung nach Ihren vermeintlichen Fehler eingesehen hat. Mit dem vermeintlichen Fehler meine ich, dass die Ärztin eine bessere bzw. genauere Vorsorgeuntersuchung hätte durchführen und somit besser auf die auf die Ängste der Patienten eingehen müssen. Ein verändertes Drüsengewebe ist eben nicht immer einfach ein verändertes Drüsengewebe.

Hätte ich nicht auf dem Ultraschall bestanden, wäre der Krebs wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig entdeckt worden.

Wieso muss der Patient bei einem Verdachtsmoment überhaupt eine Ultraschalluntersuchung aus der eigenen Tasche bezahlen?
Übrigens wäre mein Krebs bei einer Mammografie nicht erkannt worden, weil dieser an einer Stelle der „Brustplatte“ war, an denen die Mammografie nicht durchgeführt wird bzw. durchgeführt werden kann. Somit ist die Ultraschalluntersuchung meiner Meinung nach auf jeden Fall zumindest zusätzlich einzusetzen, jedoch auf jeden Fall im Verdachtsfall. Ein Abtasten der Brust ist vielleicht ein erster Indikator,  jedoch kann man da nicht feststellen ob es Drüsengewebe, verhärtet oder verändert, oder ob es sich um Krebs oder Vorstufen davon handelt. Sieht man dann in einer Ultraschalluntersuchung etwas auffälliges, muss eine Biopsie erfolgen.

Die oben genannten Aussagen bilden nur meine eigene laienhafte Meinung ab. Ich weiß, dass die Biopsie auch Risiken in sich birgt. Aber auf keinen Fall kann nach einem Abtasten eines Knotens in der Brust das einfach als verändertes Drüsengewebe abgetan werden und sollte immer genauer untersucht werden, von mir aus dann statt jährlich, halbjährlich. Hier sind auch die Krankenkassen gefordert, schließlich kann so eine Menge Geld für eine intensive Krebsbehandlung gespart werden, wenn Krebs im frühestmöglichen Stadium ausgeschlossen oder gar behandelt werden kann.

3 Chemo – 13. Tag

Still ruht der See

Die letzten Tage waren ereignislos. Nach 10 Tagen ist der Körper wieder an einem Punkt angekommen, bei dem sich alles wieder normal anfühlt. Hautschädigungen und leichte Essenstörungen sind noch bemerkbar. Auf die Schleimhäute im Verdauungstrakt kann ich aber Einfluss nehmen in dem ich auf tierische Fett und scharfen Speisen verzichte.

Eine Freundin hat mir ein Ernährungsbuch von GU mit dem Thema „Das Anti-Krebs Kochbuch“ geschenkt. Das werde ich mir die nächsten Tage mal durchlesen und die Quintessenz dann hier mitteilen“

Ansonsten gilt es Reserven (Obst, Gemüse, Bewegung) für die nächste Chemo aufbauen.

Neuer Chemo Termin:  03.November 2016

3 Chemo – 9. Tag

Heute Morgen ging‘s mir gut, ich war voller Tatendrang und mein Körper signalisierte mir, dass wir ein normales Frühstück versuchen sollten. So gab’s heute ein Ei, ein Roggenbrötchen und sogar ein kleinen Kaffee. Ich hatte eine kleine Wunde an der Innenseite der Lippe im Mundraum, da ich mir vor 2 Tagen selber auf die Lippe gebissen hatte. Mit Salbeitee konnte ich aber einer Entzündung vorbeugen und so war die beim Frühstück auch nicht mehr störend. „3 Chemo – 9. Tag“ weiterlesen

Geschmackliche Entgleisung 

Gestern war es mal wieder so weit. Ich hatte meinen Gelüsten gefrönt, leider ohne Befriedigung.


Nach dem ich alles probiert hatte, kam ich zu dem Schluss, das ist alles Stuss. Es ist so traurig, wenn das Gehirn einem eine Erinnerung mit Bild und Geschmack vortäuscht und man es nicht nachempfinden kann. Salz und die extremen Chipsgewürze schmeckt man, aber es schmeckt einfach eklig und nicht richtig. Daher haben nur die Paprikachips bleiberecht bekommen. Der Rest musste gehen ?.

Glücklich war ich danach leider auch nicht, ich habe die letzten 1,5 Jahre vegetarisch und mit Bio gelebt. Und bei meiner eigenen Entgleisung schaudert es mich schon selber. Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Kosmetika und dann kam die Diagnose Krebs. Klingt für mich irgendwie falsch. Und dann beginnt man sich seine Mitmenschen anzusehen, die meisten geben nen Dreck auf die Güte der Waren. Rauchen, saufen und konsumieren Drogen. Die sind körperlich in so einem schlechten Zustand das nicht mal der Krebs Lust auf deren Körper hat. Sowas ähnliches brachte auch der Arzt zum Ausdruck. Er meinte: Alkoholgewöhnte Menschen vertragen die Chemotherapien besser. Damit bezog er sich auf meine extreme Reaktion bei der ersten Dosis. Auch vorgestern war von Abbrechen die Rede, aber mal ehrlich ich habe 3 von 4 Chemos. Da hört man doch nicht auf. Außer die helfen eh nicht den Krebs zu töten.

Ein gesunder Körper reagiert halt intensiver auf die Therapie, das ist meine Auffassung, und ich stehe die 4 Chemo auch noch durch. Wenn nötig auch mit Konservierungsmitteln, Emulgatoren und Hefeextrakten ….ein Hoch auf die Chips :).

3 Chemo – 6. Tag

Der Schwindel war jetzt 2 Tage mein Begleiter, laut Arzt waren meine Blutwerte und die weiße Blutkörperchen aber in Ordnung. 65.000 von den Dingern gegenüber 5.000 die ein gesunder unbehandelter Mensch haben sollte. Heute ist der Schwindel weg aber die Frage bleibt bestehen, warum entzieht man dem Knochenmark die ganzen Reserveren, wenn doch ein Bruchteil davon ausreichen würde? Und lagert der Körper die entzogenen Reserveren wieder an? Ich erwische mich immer wieder bei solchen Fragen und stelle dann meine Unwissenheit und Hilflosigkeit fest. Muss ich noch mal den Arzt fragen!

Heute Nacht hatte ich einen komischen Traum. Ich bin ins Bad und habe einen Blick in den Spiegel geworfen, mein Verstand erwartete mein Gesicht zum heutigen Zustand aber ich habe mich mit der Haut einer 75 Jährigen gesehen. Hautflecken, weiche großporige Haut. Und eine tiefe Traurigkeit sah mich aus den Augen an. Es war mein Bewusstsein aber wir waren nicht 100% eins. Das gab mir Hoffnung, das es vielleicht nicht so schlimm wird. Aber Fakt ist, ich werde auf die Veränderungen vorbereitet. Dieses Erfahrungen hatte ich schon bei der Schwangerschaft mit meinem Sohn gemacht, da durchlebte ich nachts auch Situationen die mir zeigen sollten, was einem mit einem Kind alles passieren kann.

So zum Beispiel hatte ich das Kind im Auto sitzen lassen und bin zum Bäcker. In der Zwischenzeit hat mir jemand das Auto geklaut. Diese kleinen Angstträume hatte ich als Lektion für mein Leben als Mutter gesehen.

Und jetzt erfolgt wohl eine neue Lektion.